"Wie sicher ist unsere Rente?" Das wollten die Teilnehmer des jüngsten Themenstammtischs von Junger Union und Christlich-Demokratischer Arbeitnehmerschaft im Kreis Bergstraße wissen. CDA-Vorsitzender Henning Ameis hatte dazu mit Professor Dr. Matthias Zimmer einen Kenner der Materie und leidenschaftlichen Streiter für soziale Gerechtigkeit innerhalb der Union eingeladen.

Der Frankfurter Bundestagsabgeordnete ist der Vorsitzende des hessischen CDA-Landesverbandes und stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes. Außerdem ist er im Deutschen Bundestag Vizevorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales. Beim Stammtisch im Lorscher Back- und Brauhaus gab er auf die Rentenfrage eine eindeutige Antwort mit Einschränkung: "Ja, die Rente ist sicher, aber wie hoch sie ausfallen wird, ist ungewiss."

Zimmer erinnerte an die große Rentenreform 2001. 15 Jahre später sei festzustellen, dass sich die gesetzliche Rentenversicherung im Gegensatz zum riestergeförderten Modell besser entwickelt habe, als es damals prognostiziert wurde. Ein Grund dafür sei die wirtschaftliche Entwicklung: Mehr Menschen sind in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen angestellt. Neben Beitragssatz, Renteneintrittsalter und Rentenleistung sei auch die Zahl der Beschäftigten eine wichtige Stellschraube im umlagenfinanzierten System. "Die Rente ist sicher, wenn die CDU weiter die Verantwortung für die Beschäftigungspolitik hat", ist Zimmer überzeugt.

Aktuell diskutiert wird die Anpassung des Rentenniveaus, das die prozentuale Höhe der sogenannten Standardrente im Verhältnis zum Nettoeinkommen eines Arbeitnehmers vor Abzug der Steuern beschreibt. Zurzeit liegt das Rentenniveau bei 47,7 Prozent - nach Berechnungen der Rentenkasse wird es bis 2030 auf 44,2 Prozent sinken. Der Bundestagsabgeordnete spricht sich zwar auch gegen eine weitere Absenkung des Rentenniveaus aus, will sich aber vor dem Hintergrund der bevorstehenden Bundestagswahl nicht auf einen Wettstreit ähnlich der Diskussion um Flüchtlingsobergrenzen einlassen. "Vieles ist wünschbar, aber nur wenig machbar", hält er einen Wert über 45 Prozent für vernünftig, nicht aber über 50 Prozent. Diesen Wert gab es zuletzt im Jahr 2009.

Nicht sinnvoll ist für Zimmer auch der Vorschlag von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln. Er verwies auf den früheren Bundesforschungsminister und aktuellen Alterspräsidenten des Bundestages, Heinz Riesenhuber, der mit 80 Jahren noch aktiv sei. Es gebe aber auch die Bergleute, die aufgrund ihrer schweren Arbeit bereits mit 50 Jahren in Rente gingen. "Mit dem Renteneintrittsalter muss nicht immer automatisch der Hammer fallen", sprach sich Zimmer für eine flexiblere Handhabung aus.

Ohne eigenes Zutun wird das Halten des Lebensstandards im Alter aber nicht möglich sein, warnt der Bundestagsabgeordnete davor, sich ausschließlich auf den Staat zu verlassen. Unabhängig davon, wie das Rentenniveau ausfallen wird - ohne private und betriebliche Altersvorsorge funktioniert die finanzielle Absicherung im Alter nicht. Das trifft vor allem Geringverdiener, die kaum eine Möglichkeit haben, etwas fürs Alter zurückzulegen.

Darauf machte auch der frühere Erste Kreisbeigeordnete und heutige Staatssekretär in Wiesbaden, Thomas Metz, aufmerksam. "Es ist wichtig die drei Säulen der Alterssicherung zu stärken, um Altersarmut zu vermeiden. Der hessische Vorschlag der Deutschlandrente ist dazu ein wichtiger Beitrag", verwies er auf das von den drei Landesministern Schäfer, Grüttner und Al-Wazir vorgeschlagene fondsgestützte Modell.

Thematisiert wurde auch die jetzt beschlossene Flexi-Rente, die ab 2017 in Kraft treten soll. Mit ihr soll es künftig mit flexibleren Zuverdienstgrenzen Frührentnern leichter gemacht werden, zur Rente etwas dazu zu verdienen.

Quelle: Bergsträßer Anzeiger vom 23.09.2016

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